Metaverse, chinesische Internet-Marktplätze, Web3.

Hört sich alles weit entfernt an. SHIFT-Sponsor salesforce verknüpft in einem thematisch gemischten Panel die Tech-Phänomene, um aufzuzeigen: Der komplette Reboot des Internet steht kurz bevor.

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Lauren Hallanan erzählt davon, wie eine chinesische Frau mittleren Alters ihr Obst und Gemüse auf dem chinesischen TikTok-Ableger Douyin kauft. Die Zuhörer schmunzeln. Eine Viertelstunde später berichtet Nino Bergfeld von seinen ersten Erfahrungen mit dem frühen Internet: übers Modem einwählen, die lustigen Geräusche, das schier ewige Aufbauen der Seiten, um ein paar Zeilen der Lieblingszeitung auf dem Bildschirm lesen zu können. Die Zuhörer schmunzeln erneut. Dinge aus der Vergangenheit und der Zukunft erscheinen bisweilen gleichermaßen abwegig.

Die Frage ist natürlich, wie viele und welche Internet-Gepflogenheiten der Westen von China übernehmen will und übernehmen wird. Sicher ist allerdings, dass man mithilfe des chinesischen Konsumentenverhaltens eine Menge lernen kann darüber, wie man sich künftig auf Online-Märkten positionieren sollte. 

Hallanan hat nicht nur acht Jahre in China gelebt, sie hat sich in ihrer gesamten bisherigen Karriere der Expertise für den chinesischen Markt verschrieben. Sie sagt: 

„It’s been incredible how the Chinese population has gone from low internet penetration to skipping over desktop devices going straight to mobile devices. This has led to the creation of an entirely different ecosystem, where 99 percent Chinese internet users are on a mobile device, and having it on all times. It is so natural to them.“ 

Die salesforce-Expertin berichtet von Online-Marktplätzen, in denen sich die Kunden ihren virtuellen Zwilling geschaffen haben, einen Avatar, der die Bekleidung trägt, die es dort zu kaufen gibt, der Selfies macht, auch mit Freundinnen und Freunden interagiert. Hallanan nennt es „gamified loyalty“, der Kunde aus Fleisch und Blut freut sich ja mit. Sie erzählt aber auch, dass man in der physischen Welt kaum noch Zutritt findet ohne das Smartphone. Und zwar im Wortsinn, wenn etwa die Umkleidekabine eines Kaufhauses geschlossen bleibt, weil das Smartphone der Schlüssel ist, um aufzusperren. 

Manche Maßnahmen, zum Beispiel bluetooth tracking, seien gerade für europäische Kunden bisweilen etwas „scary“, sagt der in München stationierte Nino Bergfeld, der salesforce Director für Retail Advisory. Doch kleine Anreize, das Smartphone zu benutzen, erleichterten es erheblich, die Online- und die Offline-Welt miteinander zu verknüpfen. Und der Kunde wolle das oft auch.

Technische Spielereien? Vielleicht auch. Doch Bergfeld macht im zweiten Teil des Vortrags die Bedeutung der kleinen, virtuellen Welten deutlich: Das Metaverse ist, wenn man so will, ein Universum kurz nach dem Urknall, das sich rasant ausbreitet, und dem man täglich beim Wachsen zusehen kann. Denn quasi täglich treten derzeit Unternehmen ins Metaverse ein, als Teil des Internets der dritten Generation. Schon rund die Hälfte der Generation Z sei täglich in mindestens einem Metaverse zu Besuch, sagt Bergfeld. 

Das Web3 ermöglicht es nicht nur, virtuelle Gegenstände zu besitzen und wie zum Beispiel den allerersten Twitter-Post, zu kaufen wie ein Kunstwerk; das Web3 macht das Internet dadurch aber auch dezentraler und gerechter. „Für Marken und Händler wird es dadurch interessanter“, erklärt Bergfeld. Gerade NFTs, zurzeit in aller Munde, hätten im Kontext von Brands und Retail „unheimlich viel Power“, weil dadurch eine stärkere Kundenbindung möglich sei. Vielleicht ist Kundenbindung aber auch gar nicht mehr das passende Wort, denn nun könne man User „intrinsisch beteiligen“. Das zahlt sich aus: „Gucci hat schon ein paar Millionen verdient mit virtuellen Sonnenbrillen und Handtaschen, Adidas hat 23 Millionen an einem Tag verdient mit 30 000 NFTs“, erzählt Bergfeld. 

„Der Airdrop ist die neue Email“ – im Sinne von: der neue Weg, mit dem Kunden in Kontakt zu treten. Ein Airdrop, das könnte zum Beispiel ein Token im „wallet“ sein, dem virtuellen Geldbeutel des Users. Dieser hat übrigens den Vorteil im Vergleich zu früheren Internet-Käufen, dass man rein physische gesehen anonym bleiben kann. 

Kurz gesagt: Es entsteht gerade eine komplette Parallel-Wirtschaftswelt, in der man für sich gesehen Handel betreiben kann, die aber auch mit der physischen Welt interagiert – eine riesige Spielwiese. Und somit eine, die man auf Dauer wohl nicht weglassen sollte.

Video auf YouTube ansehen:
https://www.youtube.com/watch?v=5OrgTdMXSBo